Die Nationalsozialisten bezeichneten sie als "Asoziale" und "Berufsverbrecher"


30.11.2023 | Veranstaltung

Viele Menschen kennen heute die jüdischen und politischen Opfer des Nationalsozialismus, vielleicht auch die Verfolgung von Homosexuellen und Sinti und Roma während der NS-Zeit. Weitgehend unbekannt ist die sozialrassistische Verfolgung von Menschen, die von den Nationalsozialisten als genetisch verdorben und deshalb "auszumerzen" oder als "Asoziale" und "Berufsverbrecher" eingestuft wurden und mit einem grünen oder schwarzen Winkel auf der linken Brustseite ihrer gestreiften Häftlingskleidung in Konzentrationslager gesperrt wurden. Professor Frank Nonnenmacher hielt kürzlich einen Vortrag an der Katholischen Hochschule, bei dem auch Mitglieder*innen aus anderen Verbänden erschienen sind, die sich für die Opfer des Nationalsozialismus einsetzen. In dem Vortrag erläuterte er die historischen Hintergründe dieser Verfolgung und beleuchtete, warum sie in Deutschland lange Zeit nicht anerkannt wurde. Der Vortrag wurde vom Verein "Für die Zukunft lernen" organisiert, dessen Ziel es ist, dem zunehmenden rechtsextremen Denken unter Jugendlichen entgegenzuwirken. Nach einer Ansprache von Frau Bohlen, die auf die aktuellen Ereignisse des 7.10. Bezug nahm und sich mit den Opfern von Gewalt solidarisierte, hielt Herr Nonnenmacher seinen Vortrag, dem alle Anwesenden interessiert folgten.

Grundlage des Vortrags ist das Buch, das Nonnenmacher über seinen Onkel geschrieben hat. Dieser wurde wegen seiner als "asozial" und "berufsverbrecherisch" eingestuften Aktivitäten ins KZ Flossenbürg gebracht. Das Buch "Die Nazis nannten sie Asoziale und Berufsverbrecher" erzählt auch von anderen Opfern und zeigt, wie das Trauma verleugneter Opfer bis heute in Familien nachwirkt. Mit 70 Jahren Verspätung hat der Deutsche Bundestag diese Opfer als Verfolgte des Nationalsozialismus eingestuft. Diese späte Anerkennung macht deutlich, wie wichtig die Erforschung und Vermittlung der NS-Verfolgungsgeschichte und ihrer Auswirkungen auf die betroffenen Familien ist. Dass diese Opfer und ihre Geschichten nie vergessen werden, ist für Nonnenmacher von entscheidender Bedeutung.

 

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